Lilo ist spät dran.
Sie läuft die Flure des Verwaltungsgebäudes entlang, ihr Schritt wird immer schneller. Ihr lila Kleid folgt widerstrebend.
Bin ich in Flur A3 oder A4?
Als sie so auf ihre Einladung blickt, stürzt sie über einen Wischeimer.
Verdammt! Das Kleid! Absatz auch abgebrochen.
Eine alte Frau dreht sich um, Schrubber in der Hand.
„Geht es Ihnen gut?“
„Es schmerzt etwas im Knöchel.“ Ich denke das wird wieder. Aber so kann ich doch nicht zum Vorstellungsgespräch!
„Wo wollten Sie so schnell hin?“
„Hier hin“ und zeigt auf die Zimmernummer.
„Ach Gottchen“, sagt die Alte.
„Sie sind im falschen Gebäude. Zimmer A392 ist im Nebengebäude. Moment, ich rufe Herrn Moschmann, er kann Sie begleiten.“
Lilo schließt die Tür hinter sich und vernimmt draußen ein lautes „HEEERBEEERT!“
Lilo ist kreativ.
Zumindest hat sie in ihrer Handtasche noch einen lila Schlauchschal und zwei Flipflops eingesteckt, für alle Fälle.
Das Kleid zusammengeraffelt, Schlauchschal gekonnt darüber drappiert. Dazu noch die lila Haarklemme rein. Die kaputten Schuhe in die Tasche.
Als sie wieder raus kommt, steht Herbert Moschmann bereit. Er ist hier auch in der Verwaltung tätig. Mitte 30, ein Hüne mit rehbraunen Augen hielt er noch seinen Tacker in der einen und einen Schlüsselbund in der anderen Hand.
Ihre Blicke trafen sich. Lilo – Herbert – Lilo – Herbert – Lilo – Alte. „Das ist Herr Moschmann. Ich bin übrigens Frau Schulze.“ sagte sie und wendet sich wieder zum Schrubber.
„Äh, vielen Dank! Sehr nett.“ Lilo war sprachlos. So ein schöner Mann. Und mit lila Tacker.
„Hallo?“
„Oh entschuldigen Sie, ich bin Lilo. Hab mich auf ein Praktikum beworben, als Assistentin der Geschäftsleitung.“
„Herbert Moschmann, sehr erfreut.“
„Ich bin seit letzten Freitag studierte Betriebswirtin und mache noch den Master.“
Sie zeigt ihm die Einladung.
„Oh. Den kenn’ ich. A392. Da kommen Sie gleich mit. Der Herr Schlotheimer, den Sie treffen wollen, ist leider krank. Frau Opitz ist erst gegen 16 Uhr da. Wir hätten Zeit für einen Kaffee in der Kantine daneben.
Sie hakt sich bei ihm ein, dadurch kann sie ihren Fuß etwas entlasten. Was für Muskeln…
Und sie verschwinden im Fahrstuhl.